30.11. - 15.12.2019 | Sa, So 14 - 19 Uhr
Standort Innenraum: Nr. 6 im Kunststraßenplan | Kunstraum | Stadtplatz 12
August Stimpfl
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AUGUST
STIMPFL, einer der wichtigsten Tiroler Künstler nach dem Zweiten
Weltkrieg.
Zu sehen in der KUNSTSTRASSE Imst 2019, Kunstraum am Stadtplatz 12. Die Ausstellung steht unter der künstlerischen Leitung von Lisa Krabichler in Zusammenarbeit mit Daniela Senn und Helene Keller.
„Von Imst aus hat er seine Kreise gezogen“
Diesen Satz schrieb der österreichische Kunsthistoriker Otto Breicha über den Imster Maler August Stimpfl (1924 – 2010), dem die Kunststraße Imst in diesem Jahr eine kleine Personale im Mungenasthaus widmet. Ausgestellt werden Gemälde aus einer Privatsammlung, die den von Stimpfl intensiv bearbeiteten Themenfeldern (Frauen-)Körper, Landschaften und Körperlandschaften zuordenbar sind.
Die
Arbeit aus der Sammlung der Tochter Dr. Angelika Stimpfl war Teil der
Sonderausstellung 2014 zu August Stimpfls 90. Geburtstag in der
Städtische Galerie Theodor von Hörmann.
Bekannter als durch seine Malerei ist August Stimpfl hierzulande aber vermutlich durch seine „Kunst am Bau“: Er schuf Fresken, Glasfenster und Keramik-Reliefs an Schulen, Kirchen und Banken im Oberland und in ganz Tirol. Gelten diese Werke, die häufig für Gebäude des Imster Architekten Norbert Heltschl entstanden, heute als Pioniertaten, wurden sie zur Entstehungszeit kontrovers diskutiert. Viele von ihnen fallen in die abstrakte Phase Stimpfls, erst Ende der 1960er Jahre sollte er das Gegenständliche wieder für sich entdecken und besonders die Frau zu einem seiner Hauptthemen machen.
Stimpfl hatte zunächst die Kunstgewerbeschule in Innsbruck besucht, wo er das konservative Kunstverständnis des Nationalsozialismus vermittelt bekam, und nach seinem Kriegsdienst an der Akademie der bildenden Künste in Wien u. a. bei Herbert Boeckl studiert. Hier kam er mit der für ihn anfänglich befremdlichen Moderne in Berührung. Die erste Zeit nach der Rückkehr nach Imst bezeichnete Stimpfl als schwer, auch weil private Galerien noch fehlten. Dies änderte sich mit der Gründung der Galerie Elefant 1972 in Landeck, wo sich rund um die 2018 verstorbene Galeristin Monika Lami ein für Tirol wegweisender Kreis an KünstlerInnen und Kunstinteressierten bildete.
Auch Stimpfls eigene Intention war es, die Moderne in Imst nach dem Krieg schrittweise zu etablieren, wie seine Tochter Eva, selbst Künstlerin, sich erinnert. Der belesene Künstler habe mit den Menschen im besten philosophischen Sinne gestritten und war so auch für jüngere KünstlerInnen, die ihn wie etwa Lois Weinberger besuchten, Impulsgeber und in gewisser Hinsicht auch Mentor.
Bei seiner Arbeit hingegen scheint der Vielmaler Stimpfl eher die Einsamkeit gesucht zu haben. Auf Leinwand oder Papier entstanden mit expressivem Duktus Leiber und Landschaften, wobei er grafische und malerische Mittel stets kombinierte, Farben und Linien schichtete und mehrdeutig werden ließ. Stimpfl erklärte seine Bilder nicht, gab aber mit den Titeln Hinweise auf seine Gedanken. Vornehmlich am Frauenkörper bringt Stimpfl Schmerz, Leid und Lust zum Ausdruck, er zeigt Werden und Vergänglichkeit, Verletzlichkeit und Stärke, und vielleicht, so Eva Stimpfl, „sah er das in den Frauen mehr als in den Männern“.
Gemeinsam mit Max Weiler und Paul Flora wird Stimpfl mitunter als einer der wichtigsten Tiroler Künstler nach dem Zweiten Weltkrieg genannt. Peter Weibel stellt Stimpfl in eine Reihe mit österreichischen KünstlerInnen, die sich in ihrer Arbeit intensiv mit dem Körper auseinandergesetzt haben und nennt etwa Schiele, Nitsch und Lassnig. Eine künstlerische Verwandtschaft zu Maria Lassnigs „Körperbewusstseinsbildern“ klingt auch an, wenn Stimpfl erklärt: „Wenn man Körper intensiv zeichnet und malt, spürt man, was man zeichnet an sich selbst.“
Mag Verena Gstir, MA