ELMAR PEINTNER
Ein Käfig ging einen Vogel suchen
Städtische Galerie Theodor von Hörmann
Stadtplatz 11, 6460 Imst
Ausstellungsdauer: 15.11.2024 – 11.1.2025
Vernissage: Do, 14.11.2024, 19 Uhr
Szenische Kafka-Lesung mit Martin Flür und Max Heiß: Fr, 13.12., 19 Uhr
Finissage: Sa, 11.1.2025, 14 – 18 Uhr; der Künstler ist anwesend
STRIPES
Seit Jahren spielt die Beschäftigung mit den verschiedenen Wirklichkeiten im Werk von Elmar Peintner eine dominante Rolle. In seiner neuen Werkgruppe „STRIPES“, welche an Filmstreifen erinnern und in Schärfen und Unschärfen Groteskes, Geheimnisvolles, Geträumtes und Albtraumhaftes Wirklichkeit werden lassen, erkennt man eine große Verbundenheit zu den Erzählungen von Franz Kafka. Undurchschaubare Beziehungen, Verwicklungen und unklare Strukturen der Personen oder Orte werden dabei wie im Film aneinandergereiht. In vielen von Kafkas und Peintners Arbeiten pulsiert Rätselhaftes, Bizarres, Befremdendes. Das Ineinander von Biographischem und Imaginiertem, das Thema des Fremd-, Bedroht- des Ausgeliefert-Seins, das Labyrinthische innen und außen finden sich hier wie dort. Wie bei Kafka finden wir in den kafka:stripes von Peintner eine lineare Erzählführung und eine schnörkellose Zeichen – und Formensprache. Das Enigmatische, das Verrätselte provoziert nah und fern zum Bilde bei den Betrachtenden Wahrnehmungs- und Imaginationsprozesse.
Mittels grafischer Kürzel, gestischer Zeichen, Patterns bzw. archetypischer Kürzel, diffizil Farbwerte und Graustufen auslotend, beschreibt Peintner das Leben als ein komplexes Gefüge zeitgleicher realer Geschehnisse und sich überlagernder emotionaler Befindlichkeiten. Die zu Filmstreifen verdichteten mythisch, archaisch, oftmals surreal geprägten Formen und Kürzel ergeben den Bildausdruck einer fließenden Kalligrafie, aus der sich ein poetisches Sinngefüge ablesen lässt (Markus Hauser).

THE SPACE BEHIND
In Elmar Peintner´s neuen Werkgruppe „The Space behind“ werden transparente Räume und deren Abfolge, das Innen und Außen sein, hinterfragt.
Der Raum dahinter war für den Menschen schon immer ein Antrieb: Was ist hinter dem Berg, was ist jenseits des Meeres, was ist hinter dem Mond, was ist hinter der Milchstraße? Nicht nur im Makrokosmos, auch im Microkosmos hat der Mensch Türen in neue Räume geöffnet. Es ist die Neugierde, was den Menschen vorantreibt und weiterbringt.
„Ein Käfig sucht den Vogel“ - ist ein Aphorismus von Franz Kafka. Auch ein Käfig ist ein Raum, begrenzt durch Gitterstäbe. Wir selbst wissen oft nicht, befinden wir uns im Käfig oder sind wir außerhalb. Süchte, zu viel Arbeit, Gewohnheiten aber auch eine Krankheit könnten dieser Käfig sein, welcher uns heim-sucht. Oft sagen wir, ich muss den Kopf freibekommen und meinen damit, uns von einem Druck, von Stress etc. befreien zu wollen.
Die Stripes von Peintner lassen Duchblicke zu – wie dies auch bei einem Käfig möglich ist. Sie sind eine Niederschrift von Zeichen und Formen, welche ähnlich einem analogen Film ablaufen und den Blick in unbekannte Räume freigeben. Diese Räume hinter den Stripes wurden in einer Unschärfe dargestellt, um das Unbekannte, das Unerforschte auszudrücken. Dieses Konzept regt dazu an, über die Grenzen menschlicher Wahrnehmung nachzudenken und den Raum als eine Brücke zu sehen, die das Unendliche mit dem Winzigsten verbindet. In der Philosophie könnte der Raum dahinter für das stehen, was jenseits der greifbaren Realität liegt. Er könnte die metaphysischen Aspekte des Lebens symbolisieren, die über die materielle Welt hinausgehen. Dieser Raum ist voller Fragen: Was ist hinter der Wirklichkeit? Was verbirgt sich hinter dem, was wir sehen und wissen?
Elmar Peintner gehört heute mit zu den international anerkannten zeitgenössischen Künstlern Österreichs. Einladungen zu Ausstellungen in ganz Österreich, Europa und Übersee sowie Preiszuerkennungen internationaler Grafikbiennalen in Belgien, Polen, Deutschland, Italien, Tschechien, USA, Bulgarien, Schweden, Brasilien und China bestätigen den ständig steigenden Bekanntheitsgrad des Künstlers.
In all seinen Werken erweist sich Peintner als ein stiller Beobachter der Natur und des Menschen; zugleich aber auch als ein Künstler, für den das Zeichnen und Malen stets mit dem Freilegen von Strukturen und dem Blick hinter die rein äußeren Erscheinungsformen der Natur und des Menschen zu tun hat. Seine „mikrokosmischen Formuntersuchungen“ (Magdalena Hörmann) sind immer auch ein Teil eines größeren Geschehens, das sehr viel allgemeine Lebens- und Erfahrungssituationen impliziert, wie umgekehrt seine präzis geführten und scharf beobachteten Auseinandersetzungen mit dem Menschen als Metapher einer sich stets verändernden Natur angesehen werden können. Nicht das naturalistische Abbilden von Natur steht daher im Vordergrund seiner Arbeiten, sondern vielmehr der Versuch, über den Realismus der Mikrostrukturen des Vegetativen zur physischen und psychischen Struktur des Menschen vorzudringen. Dr. Günther Dankl
aus: SICHTBARKEIT – UNSICHTBARKEIT – WIRKLICHKEIT, Katalogbuch Elmar Peintner
Dr. Günther Dankl war Kustos der Graphischen Sammlungen und der Sammlung der Moderne am Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum.