Chefinspektor Engelbert Plangger, Kommandant der Polizeiinspektion Imst, spricht im Interview über die Sicherheitslage in der Stadt, Kriminalitätsstatistik, Verkehrssicherheit, Prävention sowie über aktuelle Herausforderungen in der Polizeiarbeit.
Mit Chefinspektor Engelbert Plangger führt ein erfahrener Beamter seit 1. Juli 2012 die Polizeiinspektion Imst. Nach der Grundausbildung an der Gendarmerieschule Wiesenhof war Plangger knapp zwei Jahre am Posten in Sölden sowie in Anschluss elf Jahre am Posten in Imst tätig. 1996/97 absolvierte er die Ausbildung zum dienstführenden Beamten in Mödling. In dieser Zeit sammelte er bei Dienstzuteilungen zu den Gendarmerieposten Mieming bzw. Sölden wertvolle Erfahrungen in einer Klein- bzw. einer Tourismusdienststelle. Weitere Karriereschritte von Chefinspektor Plangger waren stellvertretender Kommandant in der Polizeiinspektion Oetz (2004 bis 2009) und erster stellvertretender Kommandant in der Polizeiinspektion Imst (2009 bis 2012).
Aktuell versehen 35 Beamtinnen und Beamte ihren Dienst an der Polizeiinspektion Imst. Vom Amtsgebäude in der Rathausstraße aus werden die Stadt Imst sowie die Umlandgemeinden von Mils bei Imst bis Karres betreut.
Sicherheitslage, Jugendkriminalität und Lärm
Welche Veränderungen hat es in den letzten Jahren bei der Kriminalität und speziell bei den Delikten gegeben?
Engelbert Plangger: „Bei der Kriminalität ist eine Veränderung spürbar und vieles hat sich inzwischen ins Internet verlagert. Die Anzahl der Delikte ist schwankend, wobei 2024 aber ein Anstieg zu verzeichnen war. Auch die Deliktarten haben sich geändert – 2024 gab es mehr Körperverletzungen, hingegen sind die Einbrüche zurückgegangen. Was seit Jahren ansteigt ist die Cyberkriminalität. Gerade bei den Fällen des Internetbetrugs zum Beispiel mit Phishing oder Love Sacm geht es um hohe Schadensfälle. Die Opfer haben hier teilweise hohe Beträge überwiesen. Das Geld fließt meist ins Ausland und hier sind internationale Betrügernetzwerke tätig. Die Erfolgsaussichten das Geld wieder zurückzubekommen sind gering. Was noch dazu kommt, ist eine hohe Dunkelziffer. Viele Opfer dürften aus Scham keine Anzeige bei der Polizei erstatten.“
Das Thema steigende Jugendkriminalität ging in letzter Zeit durch alle Medien. Wie sieht hier die Situation in Imst aus?
Plangger: „Es gibt hier eine gewisse Tendenz, wobei die Täterschaft jünger wird. Auch an den Schulen ist eine steigende Kriminalität feststellbar. Hier sind gefährliche Drohungen, Nacktbilder versenden oder Mobbing aktuelle Themen. Die Täterschaft ist jung und teilweise strafunmündig. In Imst ist immer wieder der Postplatz im Stadtgespräch ein Thema und es wird teilweise hochgeschaukelt. In der Vergangenheit hat es hier Delikte gegeben, unter anderem Streitigkeiten. Teilweise waren hier auch Personen mit Migrationshintergrund verwickelt. Derzeit gibt es aber keine Häufung von Delikten und aus polizeilicher Sicht ist der Postplatz nicht der große Hotspot. Vieles wird hochgeschaukelt und es gibt auch immer eine subjektive Wahrnehmung. Allerdings sind uns nur jene Fälle bekannt, die auch angezeigt werden. Aktuell finden aber verstärkte Jugendschutzkontrollen statt.Verschiedene Jugendtreffpunkte wie der Postplatz, Waschstraßen, neuerdings auch Automatenläden, werden verstärkt kontrolliert.“
Wie sieht es mit der Sicherheit in Imst generell aus? Viele Leute haben seit Jahren ein subjektives Gefühl der Unsicherheit?
Plangger: „Im Vergleich mit anderen Städten in Österreich ist Imst eine sichere Stadt. Natürlich hat sich auch bei uns in den letzten Jahren einiges geändert. Es sind viele Leute mit Migrationshintergrund hier, die aus anderen Kulturen stammen. Natürlich gibt es auch Konflikte. Zu beobachten ist auch, dass bei vielen Leuten die Hemmschwelle gesunken ist, was sich mit dem Umgang mit Messern oder Schreckschusspistolen widerspiegelt. Positiv hervorzuheben ist in diesem Punkt aber, dass wir das Flüchtlingsheim und die Unterkunft der Ukrainer überhaupt nicht in unserer Arbeit spüren. Es gibt in beiden Einrichtungen kaum Einsätze.“
Das Thema Lärm und die damit einhergehenden Beschwerden sind in manchen Bereichen ein immer wiederkehrendes Problem.
Plangger: „In der Innenstand ist nicht mehr viel los. Es gibt nur mehr wenige Lokale. Die Nächte sind ruhig und es gibt nur wenige Lärmbeschwerden. Im Gegensatz zu früheren Zeiten hat sich hier eine deutliche Veränderung ergeben. Was aber in letzter Zeit zugenommen hat, sind Lärmbeschwerden bei den so genannten Automatenläden. Diese sind aufgrund des fehlenden Angebots die neuen Treffpunkte der Jugend. Aufgrund von Beschwerden werden diese Automatenläden verstärkt bestreift. Unsere rechtliche Handhabe ist beschränkt, da wir beim Eintreffen oft keinen ungebührlichen Lärm mehr feststellen können. Uns bleibt oft nur an die Vernunft zu appellieren. Die jungen Leute sind auch einsichtig, dass ein gewisser Lärmpegel nicht vertretbar ist.“
An der Polizeiinspektion Imst verrichten 35 Beamtinnen und Beamte ihren Dienst.
Verkehrsunfälle, Tempo 30 und Schulwegsicherung
Der Verkehr nimmt seit Jahren zu. Gibt es eine Häufung bei den Verkehrsunfällen oder spezielle Unfallschwerpunkte?
Plangger: „Bei den Verkehrsunfällen ist die Anzahl mit Verletztenunfällen rückläufig. Was früher oft ein Unfall mit Verletzten war, ist heute ein Sachschadenunfall. Allerdings gibt es in den letzten Jahren durch den Verkehrsanstieg eine Zunahme bei den Sachschadenunfällen. Generell fruchten aber die Anregungen der Polizei und auch die gesetzten Maßnahmen der Behörde, wie zum Beispiel die 60er-Beschränkung auf der Hahntennjochstraße oder die Senkung des Tonnagelimits. Dadurch konnten schwere Unfälle oder Fahrzeugabstürze, wie sie in der Vergangenheit öfters passiert sind, vermieden werden. Entschärft mit Maßnahmen wurde zum Beispiel auch die Auffahrt Starkenberg. Natürlich gibt es weiterhin den einen oder anderen Unfallhäufungspunkt. Diese werden von uns an die Behörden zur Überprüfung weitergeleitet. Zudem sind auch die Autos sicherer geworden. Ein großes Problem sind mittlerweile die Navis. Sobald sich ein Stau im höherrangigen Verkehrsnetz bildet, werden die Autos von ihren Navis über vermeintlich alternative Umfahrungsrouten ins Stadtgebiet umgeleitet. Hier kommt es immer wieder zu Fehlleitungen.“
Sind weitere Schritte zur Verkehrsberuhigung wie Tempo 30 oder eine Fußgängerzone zu begrüßen?
Plangger: „Vonseiten der Polizei sind alle Maßnahmen zu begrüßen, welche zur Erhöhung der Verkehrssicherheit und zur Verkehrsberuhigung in sensiblen Bereichen wie Wohngebiete, Schulen, und dgl. beitragen. Durch die Einbahnregelung in der Kramergasse hat es bereits eine Beruhigung gegeben und der Verkehrsfluss durch die Stadt wurde reduziert. Schon jetzt sind auf den Straßen im Stadtgebiet viele 30er-Zonen verordnet. Eine Reduktion der Geschwindigkeit wirkt sich positiv auf die Verkehrssicherheit aus. Auf unfallträchtigen und gefährlichen Straßenabschnitten oder auf Straßen, wo Anrainerbeschwerden vorliegen, finden verstärkte Verkehrsüberwachungen statt. Wir versuchen zu kontrollieren, was möglich ist.“
Gerade der Verkehr im Schulbereich und die Schulwegsicherung sind ein sensibles Thema. Welche Maßnahmen setzt hier die Polizei?
Plangger: „Gottseidank sind wir in den letzten Jahren mit wenigen Ausnahmen von Schulwegunfällen verschont geblieben. Mein spezieller Appell gilt den Elterntaxis, die Kinder nur im unbedingt notwendigen Ausmaß mit dem Auto zur Schule zu bringen. Damit würde sich das Verkehrsaufkommen gerade im sensiblen Bereich vor den Schulen verringern. Verkehrliche Hotspots im Schulbereich sind hier das Bußkreuz, die Untere Meraner Straße und die VS/MS Oberstadt. Die Sicherung des Schulwegs ist eine wichtige Sache und sie betrifft die Sicherheit der Kinder. Die Polizei ist aber nicht in der Lage alle Schulwege abzudecken. Wir sind daher dankbar, dass auf Initiative von Miteinand in Imst zusätzlich Schülerlosten die Schulwegsicherung übernehmen.
Bei der VS Oberstadt haben wir 2018 gemeinsam mit der BH, der Stadtgemeinde und dem Postbus und der Schule ein Projekt initiiert. Die Bushaltestelle wurde in den unmittelbaren Nahbereich der Schule verlegt und um den Schulbereich wurde ein Halte- und Parkverbot verordnet. Dadurch konnten das hohe Verkehrsaufkommen reduziert und die Sicherheit für die Schulkinder erhöht werden.
Eine weitere Maßnahme für noch mehr Verkehrssicherheit ist die Verordnung einer Schulstraße im Bereich VS/MS Oberstadt. Wir sind hier der Stadtgemeinde dankbar, dass dies mit Beginn des kommenden Schuljahres umgesetzt werden soll.“
Chefinspektor Engelbert Plangger ist seit Juli 2012 Kommandant der Polizeiinspektion Imst.
Drogendelikte, Prävention und Herausforderungen für Polizeiarbeit
Der Konsum von illegalen Suchtmitteln ist österreichweit am Steigen. Welche Tendenzen gibt es in unserer Region?
Plangger: „Das Thema Suchtmittelkonsum betrifft uns derzeit alle und es gibt deutliche Veränderungen. Die Anzahl an Drogendelikten ist hoch. Früher wurde Cannabis konsumiert, jetzt relativ viel Kokain und synthetische Drogen. Als Begleiterscheinung sind auch viele Leute unter Drogeneinfluss mit einem Fahrzeug unterwegs. War es früher Alkohol, sind es jetzt Drogen. Dazu kommt oftmals noch eine Begleitkriminalität. Generell ist in diesem Bereich die Polizeiarbeit schwierig und herausfordernd.“
Welche Maßnahmen setzt die Polizei in Sachen Prävention?
Plangger: „Die Prävention setzt an, bevor es zu spät ist. Es ist besser davor anzusetzen, dass es nicht so weit kommt. Die Präventionsarbeit ist ein großes Gebiet und in Imst sind alle im Bezirk tätigen Kriminalpräventionsbeamtinnen und -beamte stationiert. Wir sind viel in den Schulen im Bezirk unterwegs. Es werden viele Stunden in Vorträgen an den Schulen aufgewendet, um den Kindern und Jugendlichen die verschiedenen Themen zu vermitteln. Diese reichen von der Verkehrserziehung, über Jugendprävention, Gewalt, Mobbing, Suchtmittel bis hin zur Internetkriminalität. Wir haben hier gute und fachkundige Personen auf dem Posten. Der Erfolg ihrer Arbeit lässt sich allerdings nur schwer messen.“
Sind Systempartner und die Mithilfe aus der Bevölkerung essentiell?
Plangger: „Viele Themen schlagen bei der Polizei auf. Nicht alle Probleme können wir lösen. Wir sind auf Systempartner wie Behörden, Gemeinden, Institutionen, Sicherheitspartner, nicht zuletzt auf die Bevölkerung angewiesen. Viele Delikte werden durch Hinweise aufgeklärt. In der Bevölkerung nimmt die Bereitschaft zur Zivilcourage ab. Oft ist es bequemer, wegzuschauen. Allerdings die Konfrontation mit dem Gegenüber stellt Risiken dar, weshalb im Zweifelsfall die sofortige Verständigung der Polizei und die Beobachtung dem ‚Helden spielen‘ der Vorzug zu geben ist.“
Worin sehen Sie die künftigen Herausforderungen in der Polizeiarbeit?
Plangger: „Wir haben viele junge Beamtinnen und Beamte am Posten und sind gut aufgestellt. Die professionelle Tatortarbeit stellt heute einen unverzichtbaren Teil der Polizeiarbeit dar. Nicht nur die Spurensicherung am Tatort selbst , auch die elektronische Beweismittelsicherung durch IT-Ermittler ist heute wichtiger denn je.
Da Imst ein Durchzugsgebiet mit einem großen Verkehrsaufkommen ist, gibt es ein vielfältiges Aufgabengebiet zu bewältigen. Dazu gehören unter anderem auch die Schleierfahndung, illegale Migration, Kontrollen von Großbaustellen (mit der Finanzpolizei) oder Kontrollen des Schwerverkehrs. Gerarde in diesen Bereichen braucht es spezielle Schulungen und die Beamtinnen und Beamten müssen sich auf diesen Gebieten auskennen.
Auch in Imst angesiedelt ist die neu errichtete Kriminal-Assistenzdienststelle für die Region Oberland. Auf dieser Dienststelle sind speziell geschulte Beamtinnen und Beamte tätig, welche - neben weiteren Beamten auf den Dienststellen - die Tatortarbeit, die IT-Beweismittelsicherung sowie die Präventionsarbeit durchführen. Da sich diese Beamten auf die genannten Bereiche spezialisiert haben, kann die Arbeit in diesem Bereich noch professioneller durchgeführt werden.“
Danke für das Gespräch.
An der Polizeiinspektion Imst verrichten 35 Beamtinnen und Beamte ihren Dienst.