Schenkung von drei Föger-Figuren an das Museum im Ballhaus Imst

Über eine besondere Schenkung von drei Figuren des heimischen Bildhauers Stefan Föger (1702-1750) kann sich das städtische Museum im Ballhaus in Imst freuen. Die Kombinationsfiguren in Bein/ Holz stammen aus dem Nachlass der Familie Freiherr von Godin in München. 


Das städtische Museum im Ballhaus darf sich über einen unerwarteten Zuwachs in der Sammlung freuen. Drei Kombinationsfiguren in Bein/ Holz des Tiroler Bildhauers Stefan Föger (1702-1750) wurden am 28. April aus einem privaten Nachlass als Schenkung übergeben. Alexandra von Godin-Schweitzer und Sybille von Godin-Schlüter hatten extra den Weg von München nach Imst auf sich genommen, um persönlich die Figuren an Museumsleiterin Mag. Sabine Schuchter zu übergeben. Der aus Tarrenz stammende Bildhauer Stefan Föger, der als erster in Tirol den Schritt vom Spätbarock ins Frührokoko vollzog, ist vor allem für seine Elfenbeinschnitzereien bekannt. Die drei Figuren aus seiner Werkstatt sind elegant und schön von der Bewegung her. Die Gesichtsausdrücke sind aber nicht so freundlich. Hier wurden eher Leute aus gesellschaftlichen Rändern abgebildet. Die Figuren befinden sich in einem guten Erhaltungszustand. Während bei zwei Figuren lediglich der Kopf bzw. der Hut abgebrochen sind, ist die dritte Figur in mehrere Einzelteile zerbrochen. Allerdings sind alle Teile vorhanden und können problemlos wieder zusammengefügt und restauriert werden.

Durch Zufall in Imst gelandet

Oftmals spielt der Zufall Regie. Die beiden Schwestern Alexandra von Godin-Schweitzer und Sybille von Godin-Schlüter aus München fragten beim Bayerischen Nationalmuseum nach, ob Interesse an drei Figuren aus ihrem Privatbesitz bestehen würde. Die drei Figuren stammen aus dem Nachlass der Familie Freiherr von Godin. 

Vieles geht verloren, gerade im privaten Bereich. Da diese Föger-Figuren aber nicht in die Sammlung des Museums passen würden, wurden wir an das Volkskunstmuseum in Innsbruck verwiesen. Von dort wurde uns dann der Weg in das Museum im Ballhaus nach Imst gelegt. Die Figuren standen bei unseren Eltern in einem hohen Bücherregal. Unsere Mutter hing sehr daran. Wahrscheinlich stammen sie aus der Familie unserer Mutter, die einen österreichischen Bezug vor allem in die Steiermark hatte“,

erläuterten Alexandra von Godin-Schweitzer und Sybille von Godin-Schlüter

Bereicherung für das Museum im Ballhaus

Museumsleiterin Sabine Schuchter dankte für die besondere Schenkung und die Wertschätzung der persönlichen Übergabe. „Wir haben eine große Freude damit, dass die Figuren in unser Museum wechseln und nicht auf einem Trödel verkauft werden. Wir werden natürlich eine fachmännische Restauration durchführen. Die Figuren bereichern zudem unsere Ausstellung“, betonte Schuchter. Das Museum im Ballhaus besitzt bereits ein derb streitendes Bettlerpaar von Föger (zugeschrieben), das anlässlich der Neuaufstellung 2003 neu angekauft wurde und aus dem Kunsthandel stammt. Zum Thema, wie die Figuren in den Besitz der Familie Freiherr von Godin gekommen sind, ergänzte die Kunsthistorikerin, dass „Tiroler Arbeiten im städtischen Bereich gefragt waren und viele Wohnungen damit geschmückt wurden.“

Als Dankeschön im Namen der Stadtgemeinde Imst wurden zwei Exemplare des Stadtbuchs sowie weitere Broschüren aus dem Fundus des Museums über die Stadtgeschichte überreicht. Nach dem offiziellen Teil zeigten sich Alexandra von Godin-Schweitzer und Sybille von Godin-Schlüter bei einer Führung durch das städtische Museum von der Ausstellung sehr angetan. „Künftig können wir sagen, dass die Figuren aus dem Besitz unserer Altvorderen im Museum im Ballhaus in Imst stehen.“ Abgerundet wurde ihr Tirol-Besuch mit einem Stadt-Spaziergang.

Über Stefan Föger (Feger)

Stefan Föger (Feger) wurde 1702 in Tarrenz geboren, gestorben ist er 1750 in Innsbruck. Er war ein Cousin des Stiftsbilhauers von Stift Stams, Johann Reindl. Über die Lehre Fögers ist nichts bekannt, wahrscheinlich hat er bei Bildhauer Jakob Witwer (1679-1758) in Imst gelernt. Er soll auf Wanderschaft in Süddeutschland, im Wiener Raum, Prag (Werkstatt von Matthias Bernhard Braun?) und angeblich auch in Rom gewesen sein, was sich in seinem Werk allerdings nicht formal widerspiegelt. Um 1731 arbeitete er in der Werkstatt Ingenuin Lechleitners in Innsbruck, dessen Werkstatt er nach dessen Tod im selben Jahr übernehmen konnte (Meistergerechtigkeit – die Zunft regelte, dass es nur eine bestimmte Anzahl an Werkstätten geben durfte). 1732 heiratete er Maria Anna Nyer, wurde Bürger von Innsbruck und richtete sich seine eigene Werkstatt ein. Im Jahr 1746 wurde er Mitglied des Stadtgerichts. 1752, zwei Jahre nach Fögers Tod, verlobte sich seine Witwe mit dem Schwazer Bildschnitzer Georg Stadler, der auch seine Werkstatt übernahm.

Fögers hauptsächliche Auftraggeber waren Kirche, Adel und Regierung. Bekannt sind Fögers Kirchenausstattungen, seine Skulpturen sind von spätbarocker feinfühliger Pathetik. Aufgrund der Barockisierungswelle war die Auftragslage gut. Föger soll Lehrmeister des aus Imsterberg stammenden Bildhauers Johann Schnegg gewesen sein, wie allgemein angenommen wird. Später war Schnegg Hofbildhauer in Bayreuth und Berlin. (Dazu gab es im Museum im Ballhaus 2024 eine Sonderausstellung).

Stefan Föger/ Feger arbeitete erst als Steinbildhauer, dann als Holzbildschnitzer und ist für seine großformatigen Schnitzwerke aus Holz und seine Arbeiten aus Stein berühmt. Auch seine Elfenbeinschnitzereien sollen gefragt gewesen und häufig ins Ausland verkauft worden sein.

Die kleinen Beinarbeiten mit Holz stellen in seinem Oeuvre eine Kuriosität dar, deren Zuschreibung von manchen Kunsthistoriker:innen abgelehnt wird. Die Föger zugeschriebenen Kleinplastiken sind aus weniger kostbaren Materialien hergestellt, nämlich meist aus Bein und Weichholz, was grundsätzlich eher für Volkskunst spricht. Doch gibt es auch Kombinationsfiguren in Elfenbein/ Holz, die stilistisch ebenfalls Föger zugeschrieben werden.

Diese Kombinationsfiguren aus Elfenbein und Holz sind eine Modeerscheinung im Spätbarock, die der Tiroler Simon Troger (1683-1768) begründet hat. Der war Elfenbeinschnitzer sowie Haus- und Hofbildhauer der bayrischen Kurfürsten. Alle seine Kombinationsfiguren bestehen zum Großteil aus Elfenbein und wurden der dekorativen Wirkung wegen mit Holz kombiniert, nicht, um Elfenbein zu sparen. Zusätzlich wurden weitere Materialien für besondere Effekte eingesetzt, zum Beispiel eingesetzte Glasaugen. Auch von Troger gibt es eine Reihe von Bettlerdarstellungen, z.B. im Deutschen Historischen Museum Berlin.

Seitdem in Europa im 15. Jahrhundert die ersten Kunstkammern entstanden, wurden seltene und kostbare Materialien gesammelt und teilweise zu Kunstobjekten verarbeitet. Den Herrschenden ging es dabei nicht nur um den ästhetischen Genuss, sondern auch um eine repräsentative Darstellung ihrer Macht. Exotische Materialien, in technischer Perfektion von den besten Künstlern verarbeitet, und exotische Themen traten als neue Motive hinzu. Dass hier auch Bettler dargestellt werden, scheint ein Widerspruch zu sein. Vermutlich hatten höfische barocke Feste maßgeblich Einfluss auf die Entstehung der kleinen Genrefiguren aus Elfenbein, denn häufig wurden „Themenabende“ mit vorgegebener Verkleidung veranstaltet. Manchmal war auch das „einfache Leben“ Motto und wurde nachgespielt.  

Werke von Stefan Föger

  •  Johanneskirche Innsbruck, Florianaltar, Hl. Michael
  • Wolfsthurn und Mareit, Altarausstattungen
  • Dreiheiligenkirche und Dom zu St. Jakob, Innsbruck, Altarausstattungen
  • Wallfahrtskirche Hainzenberg, Zell a. Ziller
  • St. Georgenberg, Johannes Nepomuk Altar
  • Schloss Büchsenhausen, Innsbruck, Nepomukstatue über Portal
  • Div. Altäre: Lanersbach, Mariahilfkapelle Arzl bei Innsbruck, Mieders, St. Michael in Gnadenwald, Wiesenhofkapelle Absam, Pfarrkirche Thaur, Feichten
  • Gartenskulpturen (Palais Khuen, Sternbachgarten Innsbruck)
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