Ich bin in Imst abgestiegen...
ÜBER DEN TOURISMUS IN IMST
26.6. - 20.9. 2008
Eine Sonderausstellung in Zusammenarbeit mit Franz Treffner und dem Tourismusverband Imst - Gurgltal.
Zur Ausstellung ist eine begleitende Broschüre erschienen (Text: Franz Treffner, Gestaltung: Willi Pechtl), welche zum Preis von € 2,- im Museum erhältlich ist!
Reisende traf man schon zu Zeiten der Römer - auch bei uns in Tirol. Handelsreisende brachte natürlich die Erhebung zum Markt im 13. Jahrhundert genauso nach Imst.
Eine "organisierte" Form des Tourismus kennen wir aber erst ab dem 19. Jahrhundert mit der "Entdeckung" des Alpinismus und der Gründung von ersten Verschönerungsvereinen.
Objekte von der Römerzeit bis heute laden die Besucher ein, Imst touristisch zu erkunden - und vielleicht auch länger zu verweilen.
Denn wie heißt es schon in einem Führer zu Beginn des 20. Jahrhunderts: "Das Steffel- und Franzenswäldchen, in nächster Nähe der Stadt und ohne Anstrengung zu erreichen, ermöglichen Gesunden und Leidenden sich in der erfrischenden, ozonreichen Waldluft auszuruhen. So ist Imst von spezialärztlichen Fachleuten besonders zum Aufenthalte bei Anämie, Chlorose, Erkrankungen der Luftwege, Neuralgie, Migräne usw. und ganz besonders für Rekonvaleszente, die neuerliche Kräftigung ihrer Gesundheit zu erwarten haben, empfohlen."
(Imst und seine Umgebung, von Karl Deutsch und Otto Ampferer, neubearbeitet von A. Wachtler und J. Hellwig, Seite 6.)
Wir bedanken uns bei den Leihgebern, welche die Aussstellung erst in dieser Form ermöglicht haben:
Franz Treffner, Tourismusverband Imst-Gurgltal, Heinrich Rokita, Universität Innsbruck, Institut für Archäologien (Dr. Barbara Kainrath), Katherina Grissemann, Familie Wolfgang Fink, Viktor Lechner, Hermann Agerer, Willi Pechtl
DIE ANFÄNGE
Über einen Tourismus zur Römerzeit in Tirol wissen wir wenig. Die Überreste eines vermutlichen Rasthauses in Strad lassen darauf schließen, dass es in unserem Gebiet vor etwa 2000 Jahren wenigstens einen Durchzugstourismus auf der Via Claudia Augusta gab.
Die Lage an der alten Handelsstraße von Oberitalien nach Süddeutschland (Reschenroute) brachte Imst wirtschaftliche Blüte. Imst hatte mit der Markterhebung im Jahr 1282 das alleinige Weinverkaufs- und Beherbergungsrecht zwischen Prutz und Lermoos erhalten. So war es nicht verwunderlich, dass Gastgewerbe- und ähnliche Betriebe in großer Anzahl vorhanden waren.
Im 15. Jahrhundert ließ Herzog Sigmund von Tirol im Gurgltal den Spieglfreudersee aufstauen. Der See bildete ein Zentrum des höfischen Treibens in den Sommermonaten. 1777 wurde er aber abgelassen, so dass es mit diesem „Fremdenverkehr“ vorbei war.
Ein früher Tourist im Raum Imst war König Friedrich August II. von Sachsen, der 1854 bei einem Abstecher ins Pitztal bei Imst tödlich verunglückte verstarb. Heute noch erinnert die Königskapelle an dieses Ereignis.
ALPINISMUS
Die Engländer waren die eigentlichen Erfinder des Alpinismus. Mit seinem Beginn erlangte der Fremdenverkehr in Imst eine gewisse Bedeutung. Im Jahre 1872 wurde die Sektion Imst des Deutschen und Österreichischen Alpenvereines gegründet. Die Hütte dieser Sektion, die Muttekopfhütte, wurde im Muttekopfgebiet errichtet. Aber auch deutsche Sektionen beteiligten sich an der Erschließung der Lechtaler Alpen. So wurden die Anhalterhütte hinter der Heiterwand und die Hanauerhütte im Gebiet der Dremelspitze errichtet.
VERSCHÖNERUNGSVEREIN
Es ergab sich bald die Notwendigkeit, Imst touristisch zu vermarkten. Zu diesem Zweck wurde 1873 besonders auf Betreiben von Dr. Friedrich Vögele (der auch Mitbegründer des heutigen Imster Liederkranzes war) und Johann Grissemann der Verein „Zur Nutz- und Verschönerung des Marktes Imst und Umgebung“, kurz „Verschönerungsverein“ genannt, gegründet. Bezirkshauptmann Josef von Röggla reichte befürwortend das Gesuch um Bildung dieses Vereines an die Statthalterei weiter, was zur Folge hatte, dass der Verein 1874 behördlich genehmigt wurde. Damit gehört der Verschönerungsverein zu den ältesten Vereinen dieser Art in Tirol.
VERKEHRSWEGE
Imst profitierte schon in der Vorgeschichte von seiner günstigen Lage als Verkehrsknotenpunkt.
Mit dem Bau der Arlbergbahn, die 1884 eröffnet wurde, war ein weiterer Schritt in Richtung Tourismus in Imst erfolgt. Auf vielen Ansichtskarten aus dieser Zeit wurde „Imst an der Arlbergbahn“ angepriesen, wenngleich sich der Bahnhof weit außerhalb des damaligen Marktes befand.
Natürlich wurden auch Straßen neu- und ausgebaut, wie die Bundesstrasse bei Karres bzw. Roppen 1937 – 39. 1927-28 wurde der Fernpass erstmals im Winter offen gehalten. Daraufhin setzte auch in Imst Werbung für den Wintersport ein.
Man dachte schon vor dem Krieg daran, das Hahntennjoch durch eine Straße ins Lechtal zu erschließen. Nach dem Krieg wurde besonders auf Drängen der Imster mit Unterstützung des Landes in jahrelanger Arbeit diese Straße errichtet und 1969 offiziell eröffnet.
Einige Angebote, die sich jahrzehntelang gehalten haben, wurden damals schon den Touristen angeboten: so etwa die Fahrt rund um den Tschirgant oder die Drei-Pässe-Rundfahrt (Arlberg - Flexen - Fernpass).
FREMDENVERKEHR
Naturgemäß war während des Ersten Weltkrieges der Fremdenverkehr zum Erliegen gekommen. Hatte es vor dem Krieg einen Verschönerungsverein gegeben, so übernahm in der Nachkriegszeit die Gemeinde die Agenden des Fremdenverkehrs. Die Verschönerung des Stadtbildes durch Pflasterung bzw. Asphaltierung von Straßen und die Schaffung verschiedener kleiner Parks waren die Hauptleistungen dieses Komitees auf dem Gebiet des Fremdenverkehrs.
1926 konnte nach größeren Umbauarbeiten im Hotel Post die Landesgastwirteschule eingerichtet werden, die gastgewerbliches Personal ausbilden sollte. Es wurden auch verschiedene Kurse in Kochen, Servieren, u.a. angeboten, um der bäuerlichen Bevölkerung die Möglichkeit zu geben, Fremde auf ihren Höfen zu beherbergen.
Im April 1926 wurde der Fremdenverkehrsverband als Nachfolger des Verschönerungsvereines neu gegründet. Erste Aufgabe waren die Sanierung des Imster Schwimmbades sowie weitere Instandhaltungsarbeiten. Des Weiteren wurde eine touristische Arbeitsgemeinschaft mit dem Außerfern und dem Ötz- und Pitztal angestrebt. Auch wurde mit der Werbung begonnen, wobei der Winter ausgespart wurde, da Imst „kein erstklassiges Schigebiet“ sei.
Mit dem Anschluss im Jahr 1938 kam eine ganz andere Gruppe von Urlaubern in Imst, die K.d.F. (Kraft durch Freude)-Fahrer. Es kam der Krieg und damit ein starkes Nachlassen des Fremdenverkehrs.
Nach dem 2. Weltkrieg wurde der Tourismus eine nicht mehr wegzudenkende Einnahmequelle für Imst. Die Gästezahlen stiegen, die Qualität der Beherbergungsbetriebe nahm zu, es wurde modernisiert und intensiv geworben.
INFRASTRUKTUR
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Das Schwimmbad
1953 begann man im Imst mit dem Bau eines neuen Schwimmbades. Die alte „Schwimmschule“ hatte damit ausgedient.
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Die Kunstrodelbahn
In den 50er Jahren errichteten die begeisterten Imster Rodler ihre Kunstrodelbahn im Putzen, die in den folgenden Jahren Austragungsort diverser Meisterschaftsläufe und 1963 sogar Durchführungsort der 8. Rodelweltmeisterschaft war.Bei den Olympischen Winterspielen 1964 war die Rodelbahn Ausweichstrecke für die Igler Rodelbahn.
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Der Campingplatz
1961 wurde der erste Imster Campingplatz neben dem Schwimmbad eröffnet, dem später noch einige andere folgten.
- Der Lift
Für manche Touristiker war die fehlende Infrastruktur im Winter ein großes Manko. Pioniere hatten schon weiter gedacht und kleine Schilifte aufgestellt. Ihre Lebensdauer währte aus sicherheitstechnischen Gründen aber nicht ewig.
Eine Besonderheit war die Tiroler Alpine Schimeisterschaft 1965, also noch in Zeiten ohne Lift. Auf Betreiben von Roman Krismer wurde der Imster Lift ins Leben gerufen. 1966 wurde die 1. Sektion zur Untermarkter Alm in Betrieb genommen, im Juli 1971 wurde die zweite Sektion zum Alpjoch offiziell eröffnet.
- Kletterhalle
1997 wurde die Kletterhalle mit der höchten Kletterwand Österreichs errichtet. Sie ist Austragungsstätte internationaler Wettbewerbe.
BESONDERE EREIGNISSE LOCKEN BESUCHER NACH IMST
In Zeiten der Zusammenschlüsse und Synergien konnte es natürlich nicht ausbleiben, dass sich verschiedene Orte zu größeren Tourismusverbänden zusammenschlossen.
Heute besinnt man sich in Touristikerkreisen wieder der großen Imster Stärken, wie sie schon vor über 100 Jahren angepriesen wurden: die Natur genießen durch Wandern, Radfahren und Klettern.