MiB 2014 - Erster Weltkrieg

 

JUBEL und ERNÜCHTERUNG
Imst im Ersten Weltkrieg

Ausstellung vom 16.8. - 8.11.2014

Vernissage: Donnerstag, 14.8.2014, 19.30 Uhr
Begrüßung: Bürgermeister LA Stefan Weirather
Zur Ausstellung spricht: Stadtchronist Franz Treffner
Musikalische Umrahmung: Cantabile  

 

Beerdigung von Gefallenen am Soldatenfriedhof in Vigo am 2.11 (2).jpg
Beerdigung von Gefallenen am Allerseelentag in Vigo/ Fassatal (Foto Oskar Reiter/ Sammlung Jäger)

 

Jener Sommer 1914 wäre auch ohne das Verhängnis, das er über die europäische Erde brachte, uns unvergesslich geblieben.
Denn selten habe ich einen erlebt, der üppiger, schöner, und fast möchte ich sagen, sommerlicher gewesen.

Stefan Zweig  

 

Als der österreichisch-ungarische Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seine Gemahlin Sophie am 28. Juni 1914 in Sarajevo erschossen wurden, schien für viele Verfechter eines Krieges die Möglichkeit gekommen, Abrechnung mit Serbien zu halten.
Die Ablehnung eines für Serbien unannehmbaren Ultimatums führte zur Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien am 28. Juli, der in den folgenden Tagen, Wochen, Monaten und Jahren der Kriegseintritt fast der gesamten Welt folgte.  

"Am 31. Juli (1914) um ½ 7 Uhr abends traf das Telegramm über die allgemeine Mobilisierung ein. Bei der Bevölkerung war allgemeine Begeisterung", so die Gendarmeriechronik.

 

Feldpost der Imster SChützen
Foto: Feldpostkarte, Sammlung Jäger

"Nur mehr 20 von so ´nen Haufen, die anderen alle davon gelaufen.
Diese Hohen alle fort, die in Imst geführt das große Wort.

Die Schützen der Stadt Imst - im Schützengraben.
14. 10. 1916."

 

Neben den Soldaten, die (in Tirol) entweder bei den k.u.k. Kaiserjägern oder bei der k.k. Landwehr (in Tirol die Landesschützen, ab Jänner 1917 Kaiserschützen) dienten, gab es noch den Landsturm, dessen Mannschaft bei einer Mobilisierung aus Männern über 33 Jahren gebildet wurde.

Nachdem auch Russland in den Krieg eingetreten war, wurden Tausende von Tiroler Soldaten nach Galizien geworfen. Die eingerückten an die 4000 Landstürmer gingen  nach 3 Wochen Fassen der Ausrüstung, Gefechtsübungen und feldmäßigem Schießen an der Karrer Mure und im Imster Gemeindegebiet als Landsturm-Infanterie-Regiment Nr. II auf den östlichen und südöstlichen Kriegsschauplatz ab.

Przemyśl (nahe der heutigen polnischen Ostgrenze) wurde ab Mitte des 19. Jahrhunderts von den Österreichern zu einer der größten Festungsanlagen Europas ausgebaut.
Nach zweimaliger Belagerung musste die inzwischen ausgehungerte Stadt am 22. März 1915 kapitulieren. 9 Generäle, 2300 Offiziere und 110.000 Mann, darunter auch das Landsturm-Infanterie-Regiment Nr. II, gerieten in russische Gefangenschaft und traten den Weg in die Lager in den Weiten des riesigen russischen Reiches an, in denen sehr viele an diversen Seuchen starben.

Bereits zu Kriegsbeginn wurde das k.u.k. Kriegspressequartier als eine Abteilung des Armeeoberkommandos gegründet. Seine Aufgabe war die Koordination aller Tätigkeiten, die mit Presse und Propaganda zu tun hatten.  Zahllose Propagandakarten und diverse Aussendungen und literarische Ergüsse sollten die Kriegsbegeisterung aufrechterhalten.

 Propagandapostkarte
Propagandapostkarte/ Sammlung Pechtl

Als Italien am 23. Mai 1915 auf Seiten der Entente in den Krieg gegen Österreich eintrat, berichtete die Gendarmeriechronik Imst vom 24.5.:

5 h nach[mittags] Kais[erliches] Manifest über die Kriegserklärung Italiens an Österreich eingelangt. Allgemeine Empörung unter der gesamten Bevölkerung über die Tücke und Verräterei. Von Niedergeschlagenheit war nichts zu bemerken. 

Nachdem ja die regulären Tiroler Truppen (Kaiserjäger, Landesschützen und Landsturm) in Galizien und Serbien ihr Leben für Gott, Kaiser und Vaterland opfern durften, wurden in Tirol die Standschützen zur ersten Verteidigung des Landes aufgerufen.

Bereits am 22. Mai folgte die Vereidigung am Stadtplatz und abends, nach Ansprachen von Bezirkshauptmann v. Ottenthal und Bürgermeister Deutsch, wurden die Standschützen einwaggoniert. Das Ziel war Toblach im Pustertal, von wo aus die Kompanien an die Front verteilt wurden.

Ruine Bambergerhaus
(Kriegs)Ruine Bambergerhaus am Fedaiapass mit Stacheldrahtverhauen/ Foto Franz Hrdlicka; Sammlung Mair

 

Die Zivilbevölkerung war bald mit massiven Preissteigerungen der Grundnahrungsmittel und Transportproblemen konfrontiert. Das Wichtigste war, dass zuerst die Front mit allem was notwendig war, versorgt wurde: Lebensmittel, Kleidung, Waffen und Munition. Da die Mittelmächte aber bald von allen Einfuhren abgeschnitten waren und Rohstoffe knapp wurden, musste rationiert und gesammelt werden.

Gleich zu Kriegsbeginn setzte die Verbrauchskontrolle von Lebensmitteln ein,  Mehl- und Brotbezugsbücher wurden eingeführt.  Butter, Zucker, Fette wurden rationiert, Zwangsablieferungen wurden verordnet, der freie Verkauf verboten.

An der Front wurde ebenfalls gehungert, aber im Hinterland war es wesentlich schlimmer. Auch nach Ende des Krieges dauerte es noch Jahre, bis sich die Ernährungssituation normalisierte.

 „Nur Geduld, es kommt noch viel Schlimmer!“
So sagte vor einem Jahre ein holländischer Bürgermeister zur Bevölkerung, als sie sich über die schlechten Zeiten beklagte. – (Hans Beat Wieland im Kriegstagebuch von 1917)

  

Wilhelm Kopp, Fasnachtsschriftführer, berichtet nach dem Krieg:

 „Das hätten sich die lustigen Imster Fasnachtler allerdings nicht gedacht, dass sie 1914 mit der so gelungenen Fasnacht den Weltkrieg einschellen würden."

Hundertausendfaches Leid, über 17 Millionen Tote insgesamt, in Österreich-Ungarn allein 1,5 Millionen, 77 Gefallene und Vermisste in Imst. Invalidität, Hunger, Not und Elend. Mit dem Ende des Krieges waren diese Übel noch lange nicht vorbei. Frontkämpfer litten ihr ganzes Leben lang an den körperlichen, seelischen und geistigen Verwundungen, die ihnen der Krieg zugefügt hatte.

 


 

Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen, der um € 4,- im Ballhaus erhältlich ist.
(Text: Franz Treffner/ Gestaltung: Bruno Gitterle)

Öffnungszeiten:
Dienstag, Donnerstag, Freitag 14-18 Uhr, Samstag 9-12 Uhr sowie auf Anfrage
Führungen jederzeit nach Vereinbarung!

www.kultur-imst.at