Von Diemer bis Scheiring
Das Tiroler Oberland in der Malerei 1880 - 1930
Ausstellung vom 20. Juni - 31. Oktober 2015
Vernissage: Freitag, 19. Juni 2015, 20 Uhr
Begrüßung: Maria-Luise Rampold, Obfrau Museumsverein Imst
Zur Ausstellung spricht: Willi Pechtl
Musikalische Umrahmung: Ikarus
Gouache von Michael Zeno Diemer (1867 - 1939)
Mittelbergferner mit Braunschweiger Hütte, Pitztal, vor 1900
Die Tiroler Hochgebirgslandschaften faszinierten im 19. Jahrhundert nicht nur Bergsteiger und Abenteurer, zu den Pionieren des Alpinismus zählten auch zahlreiche Maler, die sich in damals noch kaum erschlossenes Terrain vorwagten und unschätzbare Zeitdokumente hinterlassen haben, die vom Wachsen der Siedlungen, touristischer Erschließung und vom Schwinden der Gletschermassen zeugen.
Einer dieser Künstler war der aus München stammende Michael Zeno Diemer (1867 – 1939), der heute vor allem als der Maler des Riesenrundgemäldes im Innsbrucker Bergiselmuseum bekannt ist. Dabei war Diemer, der an der Münchner Akademie studiert hatte - übrigens gemeinsam mit Hans Beat Wieland und Albin Egger-Lienz, mit denen ihn eine enge Freundschaft verband - an der Entstehung des modernen Fremdenverkehrs in Tirol maßgeblich beteiligt. Diemer war Chronist seiner Zeit, die von technischen Veränderungen, gesellschaftlichen und politischen Umbrüchen sowie einem immer stärker aufkommenden Tourismus geprägt war. Fasziniert von der Natur, malte Diemer vorwiegend Seestücke und hochalpine Tiroler Landschaften, von denen er sich auch in seinen schriftlichen Aufzeichnungen begeistert zeigte.
1889 hielt sich Diemer erstmals in Imst auf, von wo er seine Expeditionen ins Pitztal startete und dort gemeinsam mit seinem Malerfreund Hand Beat Wieland zahlreiche Entdeckungsreisen ins Hochgebirge unternahm. Die beiden schufen unter anderem ein monumentales Gebirgspanorama, das sogar auf die Weltausstellung nach Chicago reiste. Vom Pitztal malte Diemer über 40 Aquarelle, die in verschiedenen Zeitschriften veröffentlicht wurden.
Bald zählte Diemer, bekannt geworden durch seine Drucke und Kunstpostkarten, zu den meistbeschäftigten Malern, der natürlich auch jüngere Malerkollegen beeinflusste. Heute jedoch sind seine gefälligen, dem Zeitgeschmack angepassten realistischen Abbildungen der Natur weitgehend in Vergessenheit geraten.
Die Ausstellung im Ballhaus, die sich vorwiegend aus Leihgaben aus Privatbesitz zusammensetzt, ergänzt durch Werke aus dem Alpinen Museum München, zeigt nicht nur Werke von Diemer. Viele Künstler haben das Tiroler Oberland in der Zeit um 1900 besucht und ihre bildlichen Eindrücke von Hochgebirge und Tallandschaften, Gletschern und Siedlungen hinterlassen.
Dazu zählen Karl Mediz und Emilie Mediz-Pelikan, A. Bergmann, Richard Weixlgärtner, Toni Kirchmayr, Edward Harrison Compton, aber auch der aus Nassereith stammende Leopold Scheiring, der Pitztaler Alois Gabl, der - wie der Imster Thomas Walch - selbst einen Großteil seines Lebens in München verbracht hatte, oder auch Berthold Hellingrath, ein von den Nazis als „artfremd“ bewertetet Künstler, von dem zwei Imster Ansichten zu sehen sind.