DER GROSSE BRAND. IMST 1822
Ausstellung im Museum im Ballhaus von 10. Mai – 29. Oktober 2022
VERLÄNGERT BIS Samstag, 5. NOVEMBER 2022!
Historische Ausstellung und zeitgenössische Kunst
Vor 200 Jahren, am 7. und 8 Mai 1822, wurde Imst von einer der größten Brandkatastrophen in der Geschichte Tirols getroffen. Ihre Folgen haben das bauliche Gesicht der heutigen Stadt nachhaltig geprägt.
„Die Pfarrkirche, die Johanneskirche, das ganze Kapuzinerkloster, das Schloß, worin das Landgericht und das Kreisamt sich befand, das Gemeindehaus, das Schulhaus, die Strehlischen Fabriksgebäude, selbst die Kalvarienkirche auf dem nahen hohen Berge liegt in Asche.“
So schreibt es der Imster Marktmagistrat in seinem Bericht, der wenige Tage nach dem Unglück im Boten von und für Tirol und Vorarlberg veröffentlicht wurde.
An dieser Engstelle am Imster Lein brach der Brand aus, Foto um 1950/ Archiv Stadt Imst
In einem Haus am Lein, an der Kreuzung von Kramergasse, Floriangasse und Sirapuit, war der Brand nachmittags ausgebrochen. Offenbar noch heiße Asche wurde vom Wind erfasst und setzte das Dachgeschoß des später so genannten "Mally-Engeler-Hauses" mitten im Zentrum des Marktes in Brand. Heftiger, die Windrichtung mehrmals wechselnder Föhn machte nahezu alle Löschmaßnahmen zunichte. Die aus Holz errichteten Wirtschaftsgebäude und Dächer boten dem immer wieder angefachten Feuer ausreichend Nahrung. So entwickelte sich der Brand zu einem wahren Inferno, das bis zum nächsten Morgen wütete und den „schönen Marktflecken in einen Schutthaufen verwandelte.“
Von den 220 Häusern des damaligen Marktes blieben lediglich 14 unversehrt, rund 2000 Menschen waren obdachlos. Eine spontane Welle der Hilfsbereitschaft nicht nur aus Tirol, sondern auch aus Teilen der Monarchie half, die ärgste Not zu lindern. Rasch wurde mit dem Wiederaufbau der zerstörten Häuser begonnen, bereits nach wenigen Jahren war der Markt praktisch wiederhergestellt.
Hölzerner Feuereimer aus dem Haus Nr. 9 (Museum im Ballhaus)
Erfolgte der Wiederaufbau tatsächlich möglichst rasch, billig und ohne jegliche bauliche Qualität, wie es in der Literatur immer wieder behauptet wird?
Ist von der alten Bausubstanz wirklich alles zerstört worden?
Bauhistoriker und Ausstellungskurator Stefan Handle beschäftigt sich seit Jahren nicht nur mit der Erforschung schriftlicher Quellen, sondern hat auch zahlreiche Gebäude untersucht und fotografisch dokumentiert. Wiederaufbaumaßnahmen bedienten sich bereits etablierter Bauweisen. Doch innovative, handwerklich anspruchsvolle Konstruktionsformen wie das Bohlendach wurden ebenso aufgegriffen. Zudem beweist der nähere Blick auf die Materie, dass vielfach spätmittelalterliche oder frühneuzeitliche Bausubstanz mit ihren Gewölben bis in die oberen Geschosse erhalten geblieben ist.
Die Ausstellung im Museum im Ballhaus erinnert nicht nur an die Brandkatastrophe und versucht, das Geschehen Anhand verschiedener Berichte zu rekonstruieren. Sie begibt sich auch auf die Spuren der scheinbar zerstörten Bausubstanz und besonderer Bauformen. Dem Wiederaufbau wird ebenfalls Raum gegeben und dabei aufgezeigt, dass in jeder Krise auch Chancen und bislang ungeahnte Möglichkeiten liegen.
Forsthaus mit Bohlendach und Feuergang. Foto Ignaz Falch, um 1890.
Zeitgenössische Kunst
Diesen Gedanken widmet sich auch zeitgenössische „KUNST zum BRAND“
Die in Imst lebende Künstlerin Daniela Pfeifer und der aus Grins stammende Künstler Christian Moschen haben sich für die Ausstellung mit dem Thema „Der große Brand“ auseinandergesetzt. Ihre Arbeiten beschäftigen sich mit den Folgen für die Menschen: Zerstörung und Entbehrungen, aber auch Hoffnung und Wiederaufbau.
Daniela Pfeifer hat in ihren Bildern in Acryl Materialien wie Asche, Sand und Kohle verarbeitet. Collagen und Übermalungen verschiedener alter und neuer Imst-Ansichten zeigen die Stadt, wie sie sich verändert und bis heute entwickelt hat. „Nach einer Brandkatastrophe gibt es auch immer wieder die Chance für einen Neuanfang“, so die Künstlerin.
Christian Moschen stellt die Skulptur „Kreuz-Weg“, gefertigt aus Stahlblech und Vierkantstahl, in den Mittelpunkt. „Meine Arbeit steht einerseits für Vernichtung, Verlust und Entblößung – anderseits für die Entscheidung, einen schwierigen Weg mit großen Herausforderungen, aber auch neuen Inhalten und Perspektiven zu beschreiten.“
Selbstverständlich ist auch der Imster Feuerkünstler Gebhard Schatz mit einigen - großteils neuen - Arbeiten vertreten.
Der aus Pians stammende Holzbildhauer Christoph Waldhart hat ein Werk aus seiner Serie "black housing" zur Verfügung gestellt, Christoph Gundolf eine "Feuermaske".
Danke an alle LeihgeberInnen, UnterstützerInnen und an den Kooperationspartner Stadtfeuerwehr Imst.
Alle Termine zum umfangreichen Rahmenprogramm finden Sie im Veranstaltungskalender der Stadt Imst.
Eine Ausstellung mit Unterstützung von Bund, Land und Europäischer Union.